„The Unanswered Question“

Charles Ives
16. September 2020 von Kim in Allgemein

Ein einsamer Trompeter stellt die ewige Frage, auf die die Menschheit keine einheitliche Antwort finden kann. Jeder Versuch einer Antwort scheitert und endet im verzweifelten Durcheinander der Stimmen. Reine Streicherakkorde, die Unendlichkeit von Zeit und Raum suggerierend, unterliegen dem „philosophischen Diskurs“ und verklingen schlussendlich. Was bleibt, ist der Nachall der ewigen, zeitlosen, unbeantworteten Frage.

Dem Komponisten Charles Ives ging es neben der Frage nach unserer Existenz vermutlich auch um die Thematik „Tonalität versus Atonalität“, beziehungsweise um eine friedliche Koexistenz beider. Für die Menschen von heute stellt sich die momentan nicht zu beantwortende Frage, wie sich das gemeinsame Zusammenleben in Zeiten der Corona-Krise und in Zukunft gestalten wird. Für das Landesjungendorchester Hamburg stellt sich neben den oben genannten Themen die Frage, wann das gemeinsame, uneingeschränkte Musizieren, welches auf so selbstverständliche und natürliche Weise ein Teil des alltäglichen Miteinanders war, wieder möglich sein wird.

Eine kleine, hoffnungsvolle Antwort auf diese „unanswered Question“ können wir mit unserer Aufnahme hoffentlich geben.

Nachdem die Sommerarbeitsphase 2020 des Landesjugendorchesters Hamburg aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, war die Enttäuschung bei allen Beteiligten sehr groß. Sollte es wirklich dazu kommen, dass diesen Sommer gar keine Musik mehr stattfinden konnte? Das wollte das Orchester nicht wahrhaben und so konnte mit vielen Mühen am 26.06.2020 doch noch ein kleines Projekt stattfinden. Das Ergebnis dieser Mühen ist jetzt auf YouTube zu sehen.

Dieses Projekt ist für das Landesjugendorchester etwas ganz besonderes gewesen. Einerseits mussten sich alle Beteiligten an die zu dem Zeitpunkt noch sehr neuen Corona-Maßnahmen halten. Das bedeutet insbesondere: Abstand halten und abseits der Bühne eine Maske tragen. Für das Musizieren war dies besonders anspruchsvoll, da die Musiker*innen durch den großen Abstand viel weniger Kontakt zueinander hatten, als sie es gewohnt sind. Aber auch abseits der Bühne brachte dieses Projekt völlig neue Herausforderungen mit sich. Beispielsweise konnte vor der Aufführung keine einzige Probe stattfinden. Das gesamte Stück musste also innerhalb weniger Stunden zusammengesetzt, geprobt und aufgeführt werden.

Am Ende der Aufführung waren alle Beteiligten sehr glücklich, dass so nun doch ein Ersatz für die ausgefallene Sommerarbeitsphase stattfinden konnte. Zwar ist dies keine echte Alternative für eine sinfonische Arbeitsphase, jedoch konnte das Orchester so zeigen, dass es auch in Zeiten von Corona möglich ist, dem Bedürfnis nach Musik Ausdruck zu verleihen. Mit den durchweg positiven Erfahrungen dieses Projektes begann im August die Herbstarbeitsphase des LJO. Am 22. November 2020 wird das Orchester mit Werken von Bach, Copland und Korngold in der Laeiszhalle in Hamburg zu hören sein.