Am Freitag, den 30. September traf sich das LJO am Hamburger Hauptbahnhof, um nach so vielen Wochen und Monaten intensiver Planungen endlich aufzubrechen in Richtung Japan! Zunächst ging es mit dem Zug nach Amsterdam, und schon auf dieser Fahrt gab es für uns die ersten Hürden zu meistern: eine Bratschistin kam gleich in Hamburg zu spät zum Hauptbahnhof und musste einen späteren Zug nehmen, mit dem sie glücklicherweise in Osnabrück auf den Rest des Orchesters traf. Die zweite Hürde wartete in Amersfort auf uns: Der Direktzug zum Amsterdamer Flughafen fuhr nicht, und so mussten wir mit unserem Berg an Gepäck noch zweimal öfter umsteigen. Aber auch das klappte ganz hervorragend, und so kam das Orchester am Samstag Mittag nach einem gut zehnstündigen Flug in der Metropole Tokio an.
In der U-Bahn konnten wir gleich miterleben, wie die meisten Japaner sich die Fahrtzeit verkürzen: Sie schlafen alle im Sitzen in Reih und Glied. Beim Abendessen-Kauf in den Supermärkten, die praktischerweise in Japan rund um die Uhr geöffnet sind, mussten wir dann gleich feststellen, wie schwierig es ist, sich Essen zu kaufen, wenn man beim besten Willen nicht entziffern kann, was sich in der Verpackung befindet – und mit der englischen Sprache kam man leider auch nicht besonders weit.
Im Hotel, in dem wir untergebracht waren, lernten wir schon die ersten Unterschiede zwischen deutscher und japanischer Kultur kennen: Unsere Zimmer waren mit sogenannten Tatami-Matten ausgelegt, Bambusmatten, auf denen man auch zum Essen auf dem Boden sitzt; zum Schlafen wird nur eine dünne Art Matratze direkt auf die Matten gelegt. Außerdem ist das japanische Hausschuhsystem sehr gewöhnungsbedürftig: Auf die Tatami-Matten darf man nur ohne Schuhe treten; am Eingang eines Hauses bekommt man Hausschuhe, und im Bad gibt es dann wieder andere Hausschuhe, die man beim Rausgehen auch wieder ausziehen sollte, was nicht nur einmal von einigen HJOten vergessen wurde. Abends konnten wir dann das japanische Bad kennenlernen: Zunächst duscht man sich ähnlich wie bei uns und steigt danach sauber in ein etwa 40°C heißes Bad, um sich zu entspannen.
Die erste Probe fand dann schon am folgenden Tag in der Botschaft statt, wo wir am 3. Oktober anlässlich der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit, zu denen auch Ole von Beust anwesend war, die Hymnen von Deutschland und Japan spielten.
Am Abend des 4. Oktober fand ein Konzert unter der Leitung von Marius Bazu in der Kotokubunkasenta-Halle statt. Im Anschluss an das Konzert gab es noch einen Empfang, bei dem wir auch den dortigen Organisatoren für ihre hilfreiche Arbeit danken konnten.
Schockiert und bestürzt erfuhren wir am folgenden Morgen vom plötzlichen Tod unseres Dirigenten Marius Bazu. Der Tag war dementsprechend geprägt von einer gedrückten Stimmung, die erst abends ein wenig aufgelockert wurde, als wir bei einem Empfang des Kumamoto Youth Orchestras (KYO) auf unsere Gastfamilien aufgeteilt wurden, in denen wir die japanische Kultur noch einmal hautnah erleben durften.
Schon am darauffolgenden Tag sollte das nächste Konzert stattfinden, bei dem die Teilnahme jedem Mitglied freigestellt wurde, doch die allermeisten entschieden sich dazu, das Konzert zu spielen. Die musikalische Leitung wurde freundlicherweise vom Dirigenten des KYO übernommen, und so gelangen uns zwei Konzerte an aufeinanderfolgenden Tagen, die beim Publikum sehr gut ankamen. Auch für die meisten von uns war es sehr heilsam, diesen schrecklichen Vorfall mit Hilfe der Musik zu verarbeiten.
Nach dem zweiten Konzert in Kumamoto wurden wir auf
einem Empfang verabschiedet, bei dem einige von uns wieder auf KYO-Mitglieder trafen, die sie beim Besuch des KYO in Hamburg vor zwei Jahren kennengelernt hatten. Nach einer letzten Nacht in unseren Gastfamilien folgte dann unsere letzte Station dieser Japan-Reise: Hamburgs Partnerstadt Osaka.
Am ersten Tag in Osaka standen keine Proben an, dafür hatte das Goethe-Institut Stadtführungen für uns organisiert, und so verbrachten die meisten LJOlerdiesen Tag in kleinen Gruppen in Osaka oder dem nahegelegenen Kyoto zur Besichtigung.
Die Proben in Osaka an den folgenden zwei Tagen wurden geleitet von einem Dirigenten der Soai-Universität, unter dem auch das Abschlusskonzert am letzten Abend in Japan stattfand. Dieses Konzert kam wieder sehr gut beim Publikum an, und so erlebten wir einen sehr schönen Abschluss dieser Reise.
An dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank an alle, die diese Reise – sei es durch Spenden oder tatkräftige Unterstützung – möglich gemacht haben!